Der Umgang mit toten Menschen ist in Deutschland durch unzählige Gesetze geregelt. Das war mir natürlich schon lange bekannt, hat mich bisher aber nicht so gestört. Eher amüsiert. Viele alberne
Gesetze machen ja einen Teil unserer deutschen Identität aus. Würden sie fehlen, bliebe nicht viel identitätsstiftendes.
Ich hatte mir vor ein paar Jahren vorgenommen, in einer Urne bestattet zu werden. Jetzt will ich das nicht mehr. In Ländern, wie in den USA oder der Schweiz sind Urnen sehr praktisch, weil man
sie mit nach Hause nehmen oder die Asche in einen Fluss kippen kann. Dass ich anfangs Urnen so gut fand, lag daran, dass meine Kindheit stark von amerikanischem Fernsehen dominiert war und sich
vieles davon sehr eingeprägt hat. Wer, wie ich in der DDR mit einem schlechten Ost- und einem sehr guten Westfernsehprogramm aufgewachsen ist, versteht das. Natürlich ist alles, was irgendwie
cool ist und mit Urnen zu tun hat in Deutschland verboten. Da unterschied sich die DDR übrigens nicht sehr von der heutigen BRD.
Bekanntlich wird der tote Mensch zusammen mit einem teuren Sarg verbrannt. Das muss so sein, weil das Ganze gesetzlich geregelt ist. Die Sarghersteller-Lobby hat in diesem Fall wieder mal ganze
Arbeit geleistet. Vor ein paar Monaten hat mir ein Bekannter erklärt, dass deshalb viel zu viel Asche anfällt, die nie vollständig in die Urne reinpasst. Deshalb wird die Restasche dann
weggeworfen. Eine intensive Internet-Recherche (meist auf den Webseiten von Beerdigungsinstituten) ergab, dass dieses Gerücht nicht stimmt. Aber können wir uns in der heutigen Zeit, die durch ein
tiefes Mistrauen in alle Firmen und Instanzen geprägt ist, eigentlich einem Beerdigungsinstitut trauen?
Es gibt noch etwas, das viele nicht wissen. Kürzlich habe ich erfahren, dass unser Körper (bezogen auf die Anzahl der Zellen) mehr Bakterien beherbergt, als Körperzellen. Nicht alle sind
friedlich. Ich würde es aber trotzdem als absolute Gemeinheit empfinden, diese durch das Verbrennen alle gleich massenweise zu töten. Ein Toter ist schon schlimm genug. Natürlich sind die meisten
dieser Bakterien auf einen funktionierenden Körper angewiesen und werden es nach meinen Tod sicherlich schwer haben. Aber sie hätten zumindest eine Chance verdient. Ein paar Darmbakterien könnten
den Weg ins rettende Erdreich schaffen. Das ist das Mindeste, was ich für sie tun kann, wo sie doch so viel für mich getan haben.
Also sorgt dafür, dass ich als (hoffentlich als über 100-jähriger) als Ganzes begraben werde. Ich wünsche mir nämlich eine sehr typische Beerdigung mit einer furchtbar schlechten Rede,
schrecklich traurigen heulenden Menschen und schlecht riechenden Sargträgern in schlecht sitzenden Anzügen. Der anschließende Leichenschmaus darf dann fröhlich sein, inklusive Unmengen
konsumierten Alkohols. Eine Schlägerei wegen irgendwelcher Erbstreitereien wäre der Situation nicht angemessen - würde aber von mir toleriert. (Erp Trafassel)