Essen hält Leib und Kehle zusammen. Einen großartigen Beweis liefert der nimmer müde Dönermann um die Ecke. So also gehet hin und nähret euch!
Ich esse Döner. Ich liebe Döner. Der Döner ist vielleicht eine der größten Errungenschaften der politischen Wende im Deutschland des ausgehenden zwanzigsten Jahrhunderts.
Ein schwergewichtiger Kanzler, der sich anscheinend viel zu wenig von den vollwertigen Angeboten der ausländischen Küche hat verpflegen lassen, versprach dem angegliederten Volke im
wirtschaftlichen Ödland, es würde keinem schlechter gehen. Hätte er doch versprochen, es würde keiner schlechter essen. Das hätte man ihm durchaus gern abgenommen, dem fetten Sack!
Denn auch mit den bescheidenen Almosen aus der leeren Staatskasse kann sich der geneigte Stütze-Empfänger beim Dönermann seines Vertrauens gut und günstig verpflegen.
Naja, das Vertrauen war in den letzten Jahren von üblen Gerüchten beeinträchtigt worden. Aber mein Dönermann versieht die Soßen bestimmt nicht mit handgemachten Eiweißzusätzen. Der hat immer eine
Hose an. Obwohl viele Dönermänner recht große Nasen haben... Aber einen großen Zinken hab ich auch. Und ich mache auch nicht ins Essen. Aber ich koche auch seltener...
Mal ehrlich. Manche Currywurst sieht aus wie ein Döner nach der Verdauung. Der Döner besteht eben nicht nur aus Fettflocken und pürierten Abfällen vom Metzger. Es gibt ihn mit frischen Zutaten
aus der heimischen Gemüseabteilung. Denn schon zu DDR-Zeiten war der Rotkohl ein wichtiges Standbein der gutbürgerlichen deutschen Küche. Sogar meine Ernährungslehre-Lehrerin (ja, so was gibt’s
wirklich!) lobte den hohen Anteil an ballaststoff- und vitaminhaltigen Zutaten. Und satt wird man. Bei Mc Doof müsste man erheblich mehr Geld ans Bein binden. Und danach möchte einem der Burger
gleich wieder aus dem Gesicht fallen.
Auch sehr wichtig: beim Dönermann kann man für wenig Geld Bier trinken. Über die Vorzüge dieses Prozederes brauche ich wohl keine weiteren Ausführungen zu tätigen.
Wenn sich auch die Dönerpreise nach der Einführung der westeuropäischen Gemeinschaftswährung ein wenig erhöht haben, so ist das "Produkt" doch immer noch konkurrenzlos günstig im Erwerb und im
Umfang der dargebrachten Nahrungsmittelmenge unschlagbar. Da kann keiner mithalten. Und die Auswahl ist reichlich. Man darf schauen, sich beraten lassen und das gewünschte beliebig kombinieren.
Der Dönerfachverkäufer fragt, ob mit scharfe Soße oder ohne, ob mit Zwiebeln oder Schafskäse usw. usf.. Wo geht das sonst? Jeder Koch würde einem an die Wäsche gehen, wollte man seine Gerichte
auseinander diskutieren.
Eine besondere Verbeugung gilt auch dem Arbeitseifer der Herren hinter der Theke. Noch bevor Frau Krause ihre Kartoffeln auf den Herd stellt, öffnet der Dönermann der Kundschaft sein Reich und
wenn Frau Krause ihre dicken Hufe schon längst ins Bett geschleppt hat, damit das Wasser aus den Beinen fließen kann, steht der Versorger noch immer parat, um dem hungrigen Nachtschwärmer den
Magen zu füllen. Hut ab! Welcher fleißige deutsche Arbeitnehmer würde sich so einsetzen? Welche Frittenbude hat so lange geöffnet?
Mögen die Dönermänner auch alle miteinander verwandt sein, ich würde mich für meinen Onkel nirgendwo hinstellen. Schon gar nicht nachts.
Unser Dönermann ist zum Glück gleich nebenan. Da kann ich auch mal mit Hausschuhen hinschlurfen. Grüßen, bestellen und schwuppdiwupp hat man das gute Stück in der Hand – den Döner natürlich. In
der Zeit hätte man nicht einmal eine Dose aufgemacht. Geschweige denn, etwas gekocht. Und die Küche bleibt sauber. Auch meine Mutter tat sehr begeistert sein.
Viele schöne Stunden haben wir ihm zu verdanken. Viele Abende hat er gerettet. Der Dönermann hat noch keinen weggeschickt! Bei ihm ist noch jeder satt geworden. Ob nach Disko, Kneipentour oder
sorbischem Heimabend.
Bowumse - Punks fuck off! Der Dönermann - er lebe hoch, hoch, hoch! (HO)