Knecht Ruprecht ist ein ergrauter Herr,
der studiert im zwanzigsten Semester,
zum BaFöG verdient er sich etwas dazu,
das versäuft er bis kurz vor Silvester.
Der Sozialpädagogik widmet er sich,
in den ersten Monaten fleißig,
doch dann kommt der Suff, wie bei anderen auch
und der Weihnachtsmannjob mit fast dreißig.
Sein Sack, der riecht reichlich unangenehm,
er trägt ihn ja schließlich seit Jahren,
die Kleinen stört das meist nur beiläufig,
doch die Eltern juckt´s unter den Haaren.
Die Bescherung ist deshalb nur kurz und knapp
denn die Kinder, sie dürfen nicht singen,
die Familie hat nämlich nur einen Wunsch -
den ollen Saufsack ins Freie zu bringen.
So steht er dann wieder in dunkler Nacht,
ganz einsam und ohne Geschenke,
er geht seinen Weg bis zur Tankstelle hin
und kauft sich vom Kleingeld Getränke.
Das heilige Fest macht ihn depressiv,
von Nikolaus bis nach Anfang Pfingsten,
schon oft hing er sich an der Klobrille auf,
doch war sein Gewicht zu geringsten.
In diesem Jahr säuft er sich endlich kaputt,
denn es war ja nun wirklich kein Leben,
das einzige, was er vermissen wird,
ist sich täglich die Kante zu geben.
Man findet ihn morgens im Monat August,
sein Leib ist schon völlig verdorben,
der Gestank ist noch größer als sonst jeden Tag,
denn er war Ende Dezember gestorben. (HO)